Räumlichkeiten
Die Blümchenwiese ist fast 70m2 groß und bietet den Kindern viel Platz zum Spielen, Toben, Essen und Ausruhen. Sie verfügt über einen großen Eingangsbereich mit Kindergarderobe und einer kleinen Küche. Direkt daneben schließt ein großer Spielraum an, in dem auch gegessen wird. Im hinteren Bereich gibt es noch einen separaten Schlafraum, der wahlweise zu Turn- oder Bauraum umfunktioniert werden kann. Durch ein kleines Büro oder durch den Haupteingang gelangt man auf eine Terrasse, die zum Teil überdacht ist. Dort steht den Kindern je nach Jahreszeit z.B. Wasser und Sand zur Verfügung, ein kleines Planschbecken, unser Obst- und Gemüsegarten und weitere Spielangebote. Diese Terrasse wird besonders in der Abholphase am Nachmittag und im Sommer auch in der Bringphase und für die Mahlzeiten genutzt. So haben die Kinder auch in dieser Zeit Gelegenheit an der frischen Luft zu sein.
Die Räumlichkeiten sind so gestaltet, dass die Kinder Dinge des täglichen Bedarfs selbstständig erreichen können (z.B. Lätzchen rausholen, Trinken einschütten, Hände waschen, Wickelbereich/Töpfchen).
In Laufe der Fortbildung haben wir die Auswahl an Spielzeug drastisch reduziert und verändert, so dass wir die Räumlichkeiten stärker für unseren Schwerpunkt Bewegung nutzen und die Materialien stärker an den Interessen der Kinder ausrichten können.
Die Kinder werden weniger reizüberflutet und spielen intensiver, alle Materialien sind für jeden zugänglich. Wir haben mehr Raum für die Gestaltung und Umsetzung von Projekten und Darstellung unseres 2. Schwerpunkts, der ökologischen Bildung (z.B. durch einen Jahreszeitenbaum, Wachstum von Blumen, Raupen die zu Schmetterlingen werden).
Wir haben unter anderem einen Aktionstisch, der immer mit neuen Materialien bestückt werden kann (passend zu einem Thema oder zum Fühlen/Experimentieren).
Alle Schränke die von den Kindern erreicht werden können sind mit ungefährlichem Material, hauptsächlich Bastelmaterial, bestückt das ausgeräumt und erkundet werden kann (z.B. verschiedene Becher, Stoffreste, Schachteln, Vorratsdosen usw.).
Wir haben verschiedene Rückzugsorte geschaffen, abgestimmt auf unterschiedliche Bedürfnisse (in Ruhe bauen, Buchecke, in einem geschützten Schrank verstecken, ausruhen, seinen Körper spüren im Bällebad).
Pädagogische Arbeit und Ziele
Wir haben uns bewusst für den Namen „Blümchenwiese“ entschieden, da jedes Blümchen einzigartig und wundervoll ist und ein wichtiger Beitrag und eine Bereicherung für die Schönheit, das Wachstum und die Gemeinschaft der Wiese. Jedes Blümchen wächst in seinem eigenem Tempo und darf einfach so sein wie es ist. Genauso versuchen wir unsere pädagogische Arbeit zu gestalten. Jedes Kind ist wichtig und richtig und eine Bereicherung für Alle. Wir sehen die Kinder ganzheitlich, fokussieren uns auf das was gut läuft und stärken die Stärken. Wir feiern gemeinsam Erfolge, schenken den Kindern Aufmerksamkeit, lassen Gefühle zu, begleiten und reflektieren diese und zeigen Mitgefühl.
Die Kinder erfahren Toleranz und Respekt, dass sie wertvoll sind und so anerkannt werden wie sie sind und ein wichtiger Teil der Gemeinschaft. Die Kinder gestalten den Alltag mit und werden bei Entscheidungen mit einbezogen. Sie helfen im Alltag entsprechend ihrer Möglichkeiten mit und erfahren so Gruppenzugehörigkeit. Die Kinder werden individuell in ihrem Tempo gefördert. Wir begegnen den Kindern stets auf Augenhöhe und sorgen für eine sichere, respektvolle und wertschätzende Umgebung, in der die Kinder sich selbst erfahren und ausprobieren können und ihre Selbstbildungspotentiale entdecken. Bei uns erfahren die Kinder, dass sie Rechte haben und ernst genommen werden. Sie lernen zu sich und ihrer Meinung zu stehen, sich selbst wichtig zu nehmen - aber auch soziale Kompetenzen und ein Teil der Gemeinschaft zu sein.
Unser Alleinstellungsmerkmal ist die inklusive Arbeit mit Kindern. Wir machen Angebote für alle Kinder und achten darauf, dass jeder daran teilnehmen kann. Auch die Räumlichkeiten und der Alltag sind so gestaltet, dass jeder daran teilhaben und ihn mitgestalten kann. Wir setzen auf Partizipation in allen Bereichen.
Unsere Schwerpunkte dabei sind die Bewegung, die ökologische Bildung, eine sichere und gute Eingewöhnung und eine regelmäßige Beobachtung und Dokumentation der einzelnen Kinder, der Gruppe und unseres Alltags – und eine regelmäßige Reflexion dessen und uns selber - um immer wieder flexibel auf Veränderungen, Interessen und Herausforderungen reagieren zu können.
Eingewöhnung
Die Eingewöhnung der Kinder ist der Grundstein einer stabilen Vertrauensbasis im Dreiergeflecht Kind – Eltern – Erzieherin und die Basis für eine stabile Bindung des Kindes an uns. Dementsprechend hat diese bei uns auch einen hohen Stellenwert. Sie beginnt schon lange vor der eigentlichen Eingewöhnung durch wiederkehrende offene Besuchstermine, an denen die Kinder mit Bezugspersonen in unseren Alltag reinschnuppern und daran teilhaben können. Außerdem besuchen wir die Kinder kurz vor dem Start in ihrem Zuhause.
Die Eingewöhnung in der Blümchenwiese findet in Anlehnung an das Berliner Modell statt (Katja Braukhane & Janina Knobeloch (2011): Das Berliner Eingewöhnungsmodell –Theoretische und praktische Umsetzung, eingesehen unter https://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/KiTaFT_Braukhane_Knobeloch_2011.pdf) Es gibt vorab einen ungefähren Rahmen um alle Beteiligten vorzubereiten. Die tatsächliche Eingewöhnung findet dann aber doch sehr individuell statt. Die Kinder kommen zunächst mit einer Bindungsperson in die Kindertagespflege für 1 – 1,5 Stunden für mindestens 3 Tage. In dieser Zeit bleibt die Hauptverantwortung bei der Bezugsperson, diese wickelt, tröstet und spielt. Diese Phase nutzen wir zum Kennenlernen des Kindes: Welche Gewohnheiten/Vorlieben hat es, was spielt es gerne, wie ist die Interaktion zwischen Bezugsperson und Kind. Wir beobachten genau und versuchen auch hier schon unaufdringlich Kontakt aufzunehmen und Spielangebote zu machen.
Eine Bindung wird aufgebaut, wenn eine Person die Signale des Kindes wahrnimmt, sie richtig interpretiert und prompt und angemessen darauf reagiert (Grundlagen der Bindungstheorie, von Susanne Stegmaier, unter https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/1722/). Darauf liegt in der gesamten Eingewöhnung unser Hauptaugenmerk. Wir beobachten: Wie äußert das Kind Bedürfnisse? Wofür begeistert es sich? Wir versuchen Spielsituationen zu erzeugen und Spaß mit dem Kind zu haben.
Während der gesamten Eingewöhnung steht das Kind im Fokus und genießt so eine Art „Welpenschutz“. Regeln und Strukturen werden langsam und nach und nach an das Kind herangetragen und ggf. auch angepasst. So hatten wir z.B. mal einen Jungen, der liebte Bälle. Und er hatte eine Unmenge Spaß dabei uns aus dem Bällebad heraus mit selbigen zu bombardieren. Dieses Spiel hatte die Eingewöhnung enorm beschleunigt und wurde dann im Anschluss Stück für Stück wieder eingegrenzt zur allgemein geltenden Regel: „Die Bälle bleiben im Bällebad“ (zumindest in unseren Räumlichkeiten).
Zurück zum Ablauf der Eingewöhnung: Sind die Kinder absolut offen für uns und/oder suchen uns sogar aktiv als Spielpartner/Problemlöser, kann (frühestens am 4. Tag) ein kurzer Trennungsversuch unternommen werden. Sind die Kinder noch sehr zurückhaltend uns gegenüber und/oder verunsichert, oder haben die Eltern noch Probleme sich von dem Kind zu lösen, wird das Kind noch weitere Tage begleitet. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, um den richtigen Zeitpunkt des ersten Trennungsversuchs zu finden. Nach spätestens 2 Wochen sollte es aber soweit sein. Bei der Trennung ist eine aktive Verabschiedung wichtig und kein unauffälliges Herausschleichen! Verläuft der Trennungsversuch positiv, d.h. das Kind löst sich problemlos von der Bindungsperson oder lässt sich problemlos von uns beruhigen, wird es auch am nächsten Tag wieder eine Trennung geben. Hierbei ist es wichtig, einen routinierten für alle passenden Verabschiedungsmoment zu finden. In der Regel gestaltet sich dieser so, dass das Kind in die Einrichtung begleitet wird und sich die Bezugsperson verabschiedet, sobald das Kind sicher in der Situation angekommen ist. Für manche Kinder ist dass das Sitzen am Frühstückstisch, für andere eine bestimmte Spielsituation oder aber auch das Sitzen im Kinderwagen bevor wir zum Spielplatz aufbrechen.
Bei den ersten Trennungsversuchen kann es auch helfen, wenn das Kind etwas Vertrautes von Zuhause dabei hat, z.B. ein Stofftier, ein Schnuffeltuch oder auch einen Schnuller. Auch das Foto auf Geburtstagsblume und das Ich-Buch können Sicherheit geben. Für die Eltern ist es wichtig, beim Abholen eine kurze Rückmeldung zu bekommen, was während der Trennung gut gelaufen ist und was ggf. noch angepasst werden kann um die Situation zu verbessern.
Sobald das Kind diese eine Situation in unserem Alltag sicher meistert kann die Anwesenheitszeit Schritt für Schritt verlängert werden (z.B. erst Hauptaktivität, dann Frühstück und Hauptaktivität, dann Mittagessen und im letzten Schritt der Mittagsschlaf). In der Regel dauert dieser Prozess 3-4 Wochen. Verhält sich das Kind sicher und akzeptiert uns als weitere Bindungsperson - und stehen die Eltern z.B. wegen Arbeitsaufnahme unter Zeitdruck - kann der Prozess auch etwas abgekürzt werden. Aber niemals auf Kosten einer stabilen Verbindung des Kindes zu uns! Das Kind ist immer der wichtige Faktor in unserem Dreiecksgeflecht und bestimmt das Tempo der Eingewöhnung maßgeblich.
Verläuft der 1.Trennungsversuch wider Erwarten nicht gut kommt die Bindungsperson abermals für mindestens 3 Tage mit in die Einrichtung. Nun ist es wichtig über Probleme und Chancen zu sprechen. Es hilft eine Reflexion mit allen Beteiligten und eine konstruktive Lösungsfindung. Im schlechtesten Fall, den wir bisher noch nie hatten, kann die Eingewöhnung und damit auch der Betreuungsvertrag beendet bzw, gekündigt werden, wenn keine gemeinsame Basis gebildet werden kann.
Eine stabile Bindung ist die Grundvoraussetzung zum Besuch einer Kindertagespflege. Nur mit sicherer Bindung kann das Kind seine Umwelt erkunden und aktiv am Gruppen- und Tagesgeschehen teilnehmen. Das Bedürfnis nach Sicherheit steht – in der Bedürfnispyramide nach Maslow, an 2. Stelle der Grundbedürfnisse, direkt über den Physiologischen Bedürfnissen wie Essen, Trinken und Schlaf. Diese beiden Bedürfnisse sind der Grundstein für alle weiteren Grundbedürfnisse: Soziale-, individuelle Bedürfnisse – und als Spitze der Pyramide das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.
Die Eingewöhnung ist vollständig abgeschlossen, wenn das Kind sich soweit an uns gewöhnt und gebunden hat, dass es den alltäglichen Ablauf mit Essen, Wickeln usw. ohne Unsicherheit meistert und die komplette Betreuungszeit in der Tagespflege bleibt.
Exemplarischer Tagesablauf/Ankerpunkte und Rituale im KTP-Alltag
Der Tag in der Blümchenwiese beginnt um 7.15 Uhr mit dem ersten Kind das gebracht wird, bis 8.30 Uhr sind meist alle Kinder da. Manche Kinder werden an der Tür verabschiedet, manche reingebracht, ganz flexibel wie es die Kinder/Eltern möchten bzw. brauchen. Die Kinder ziehen sich aus, hängen ihre Jacken an die Garderobe und ziehen Stoppersocken dann. Dann starten sie in den Tag. Sie ziehen los ins Freispiel, helfen bei den Frühstücks- und/oder Essensvorbereitungen oder – je nachdem wann sie kommen, ab 8.20 Uhr frühstücken wir – setzen sich direkt an den Tisch. Bis ungefähr 9.00 Uhr haben die Kinder dann die Möglichkeit Brot,Toast mit unterschiedlichen Belägen und Obst/Rohkost zu essen. Danach räumen wir gemeinsam ab und wickeln nach Bedarf. Nun folgt die Hauptaktivität des Tages: Einmal die Woche gehen wir turnen im benachbarten Kindergarten, 14-tägig in einem großen Spielraum im Friedensdorf und in der kälteren Jahreszeit 14-tägig in die Salzgrotte. Diese festen Termine werden rechtzeitig angekündigt und sind auch für die Eltern auf unserer Pinwand einsehbar. An den anderen Tagen sind wir flexibler und können stärker auf die Interessen/Bedürfnisse der Kinder eingehen. Wir gehen spazieren, auf den Spielplatz, basteln oder nutzen unser Außengelände. Wir setzen Projekte oder Angebote um oder leiten Freispielsituationen an. Wir beobachten und dokumentieren und machen gemeinsam mit den Kindern Portfolio-Arbeit. Zwei bis dreimal die Woche kehren wir gegen 10.30Uhr in die Blümchenwiese zurück und finden uns in einem gemeinsamen Morgenkreis ein, in dem wir aktuelle Themen aufgreifen, Singen, Spielen und musizieren und/oder eine saisonale Geschichte auf dem Kamishibai vorlesen. Die anderen Tage kehren wir gegen 11.00 Uhr wieder ein und bereiten uns auf das Mittagessen vor. Wir wickeln nach Bedarf, erwärmen das Essen, decken den Tisch, waschen unsere Hände, suchen uns Lätzchen aus, setzen uns für einen kleinen Vers an den Tisch und nehmen uns an den Händen: „Piep piep piep, wir haben uns alle lieb, guten Appetit!“ Danach haben die Kinder bis ungefähr 11.45 Uhr die Möglichkeit, ein warmes ausgewogenes Mittagessen einzunehmen. Im Anschluss räumen wir den Tisch ab, wischen oder fegen den Essensbereich, räumen den Spielraum auf, wickeln alle Kinder und machen uns bereit für den Mittagsschlaf. Manche Kinder möchten um- oder ausgezogen werden, manche ziehen einen Schlafsack an, manche brauchen ein Kuscheltier oder einen Schnuller. Wenn alle Kinder in den Betten liegen, lesen wir eine Geschichte vor und begleiten die Einschlafsituation, bis alle Kinder schlafen. Wer nicht schläft oder nicht schlafen möchte, kann dann wieder mit uns in den Spielbereich wechseln. Bis 14.00 Uhr können die Kinder schlafen, ruhen oder – falls jemand nicht schlafen/ruhen möchte – spielen oder ein Buch vorgelesen bekommen. Dann ziehen wir die Rolladen hoch und öffnen die Tür zum Schlafraum. Wir geben den Kindern die Möglichkeit in Ruhe wach zu werden und in ihrem Tempo wieder in den Spielraum zu wechseln. Es gibt einen kleinen Obst/Rohkostteller, an dem sich die Kinder bedienen können und der ihnen in der gesamten Zeit zur Verfügung steht. Wir spielen drinnen oder draußen im Freispiel und/oder lesen Bücher vor. Die Kinder können von 14.00 bis 15.15 Uhr abgeholt werden.
Mittwochs und Freitags bleibt die Blümchenwiese bis 18.00Uhr geöffnet. Manche Kinder bleiben dann länger, manche kommen erst um 15.00Uhr. Manche haben dann schon einen Kindergartentag hinter sich, andere sind ausgeruht und freuen sich auf Förderung und gemeinsames Spiel. Ein festes Programm haben wir in dieser Zeit nicht sondern richten uns ganz nach den Interessen/Bedürfnissen der Kinder. Wir gehen spazieren, auf den Spielplatz, nutzen unser Außengelände, leiten Freispiel an, machen einen Sitzkreis oder gezielte Projekte/Angebote. Wir beobachten und dokumentieren und machen gemeinsame Portfolio-Arbeit.
Unser Alltag ist geprägt von einer festen Struktur, die den Kindern hilft sich zurecht zu finden und ihnen Sicherheit vermittelt, aber auch von einem Mitbestimmungsrecht der Kinder, in dem sie sich selbst und ihre Interessen ausdrücken können und ernst genommen werden.
Jedes Kind sein eigenes Zeichen, das sich an der Garderobe, am Wickeltisch und bei den Handtüchern wiederfindet. Wir haben jeden Tag eine große feste Struktur, kündigen Übergänge an und bereiten diese mit den Kindern zusammen vor. Wir verbildlichen den Tagesablauf und teilen feste Termine den Eltern und Kindern rechtzeitig mit. Diese finden in einem regelmäßigen Rahmen statt, wir gehen z.B. jede Woche Dienstag im Kindergarten turnen. Wir haben feste Projekte im Jahresablauf (z.B. Raupen im Frühling, Laternen basteln im Herbst) und jedes Jahr die gleichen Feste die wir gemeinsam feiern. Der Morgenkreis wird immer mit dem gleichen Lied eingeleitet und beendet, Elemente werden mehrmals wiederholt und immer nur ein Teil verändert. Vor dem Mittagessen gehen wir Hände waschen, holen ein Lätzchen und sprechen einen kurzen Vers. Vor dem Schlafen wickeln wir und suchen gemeinsam ein Buch aus, das wir dann vorlesen.
Die Kinder werden aktiv in die Gestaltung des Tages miteinbezogen. Sie dürfen sich Essen wünschen, abstimmen wohin wir heute gehen und abwechselnd ein Buch für die Gute-Nacht-Geschichte aussuchen. Sie entscheiden mit wie lange wir irgendwo bleiben, ob sie laufen oder im Wagen sitzen möchten. Wir greifen Interessen der Kinder auf, entwickeln Projekte, gestalten den Raum und die Materialien dementsprechend und machen gezielte Angebote. Wir leiten auf die Kinder und ihre aktuelle Situation abgestimmt Freispiel an, um die Kinder in ihren Interessen zu fördern, zu unterstützen und die Gruppenzugehörigkeit zu stärken. Auch Themen aus der jeweiligen Familiensituation werden bei Bedarf aufgegriffen, z.B. wenn ein Kind ein kleines Geschwisterchen bekommen hat.
Wir beziehen auch die Eltern in die Planung des Tages mit ein, gehen flexibel mit Abhol- und Bringzeiten um (sofern sie in unseren Ablauf passen), besprechen Abläufe mit ihnen und berücksichtigen Wünsche.
Bildungsauftrag im pädagogischen Alltag
Nicht nur die Kindertageseinrichtungen haben einen gesetzlichen Bildungsauftrag, auch wir als Kindertagespflegepersonen sind verpflichtet, die Kinder in allen 10 Bildungsbereichen zu fördern. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Bewegung und der ökologischen Bildung
Bewegung
Mein Schwerpunkt, eigentlich von Anfang an unser Schwerpunkt, ist die Förderung der Bewegung. Das spiegelt sich auch in unseren Räumlichkeiten wieder: Wir haben viel Spielzeug reduziert um Platz zu machen für Bewegung. Wir haben ein Bällebad, Hüpfpferde, Hocker, große Bewegungsbausteine, Turnmatten, Tunnel, Wippe und noch vieles mehr, was von den Kindern im Freispiel erkundet und ausprobiert werden kann. Alles ist für jeden frei zugänglich und kann im eigenen Tempo jedes Kindes erobert werden. Wenn wir oder die Kinder eine Art Parcour bauen, steht es jedem Kind frei wie er diesen bewältigt. Manche krabbeln z.b. an einem Bewegungsstein vorbei, andere balancieren mit oder ohne Hilfe darüber. Wir geben bei Bedarf Hilfestellung und ermuntern, lassen die Kinder aber selbst ausprobieren. Nur so können sie sich, ihren Körper und ihre Grenzen austesten und echte Erfolgserlebnisse erleben. Schaffen die Kinder etwas, auf das sie lange hingearbeitet haben, z.b. das Auf- und Absteigen auf ein Hüpfpferd, freuen wir uns mit den Kindern, benennen diesen Erfolg und halten ihn fotografisch fürs Portfolio fest. Ein besonderes Erfolgserlebnis sind vor allem für die Kleineren die Hocker: Sie stehen immer zur freien Verfügung, können leicht getragen werden und ermöglichen auch den Kleineren, besser über den Tisch zu gucken oder das oberste Fach der Kinderküche zu erreichen. Wir stellen den Kindern auch regelmäßig Alltagsmaterialien zur Verfügung wie große Kartons, in die die Kinder z.B. rein und rausklettern können, große Töpfe auf die man klettern kann und noch vieles mehr. Sind die Kinder schon älter und haben einen stärkeren Bewegungsdrang, sind auch solche Dinge wie das Springen von einem Schrank auf die Couch möglich – unter unserer Anleitung und Überwachung.
Wenn wir einmal wöchentlich die Turnhalle des benachbarten Kindergartens aufsuchen, beobachten wir die Kinder zunächst, und greifen dann deren Interessen auf um gezielte Förderungsangebote zu machen. Sind z.b. die Autos gerade sehr interessant, bieten wir den Kindern Rampen und/oder selbstgebaute Fahrbahnen an. Sind es die Bälle, versuchen wir einfache Ballspiele wie Zurollen oder Fangen und Werfen. Auch hier entscheidet wieder jedes Kind individuell und nach seinen Fähigkeiten, wie es auf die Angebote eingehen möchte.
Alle 2 Wochen besuchen wir einen großen Spiel- und Turnraum in der Verwaltung des Friedendorfs. Hier steht den Kindern unteranderem ein riesiges Bällebad, Springmatten, große Bausteine, eine Sprossenwand und eine Rutsche zur Verfügung. Dieser Raum eignet sich hervorragend für Bewegungsgeschichten über Matten und Hindernisse aber auch je nach Alter für eigene Ideen der Kids. Hier entstanden schon gigantische Raumschiffe und bunte Paw Patrol-Zentralen. Entwickeln die Kinder solche eigenen Ideen versuchen wir diese gezielt zu fördern, z.B. mit Bereitstellung weiteren Materiales, und alle Kinder mit einzubeziehen. Auch ein krabbelndes Kind kann ein wichtiger Beitrag sein – auch wenn es nur der ist, Schwachstellen in der Baustruktur aufzudecken und für neue Konstruktionen zu sorgen.
Auf unseren nahezu täglichen Ausflügen in die Natur oder auf den Spielplatz nutzen wir gerne unseren großen Kinderwagen. Dabei können die Kinder – abseits von großen Straßen, hier geht die Sicherheit vor – selbst entscheiden wann sie wo und wieviel laufen oder einfach im Wagen sitzen bleiben. Sie dürfen selbst in und aus dem Wagen klettern. Beim Überqueren der Straßen üben wir das Schauen nach links und rechts. Die Kinder halten sich auf wenig befahrenen Straßen am Kinderwagen fest, wenn sie laufen möchten. An einer kleinen Ampel dürfen sie auf den Knopf drücken und wir warten gemeinsam auf grün. Auf dem Spielplatz kann sich jedes Kind selbst erfahren und seine eigenen Grenzen austesten. Gerne unterstützen wir bei Bedarf dabei und geben kleine Hilfestellungen (z.B. rückwärts aus der Korbschaukel zu klettern), lassen die Kinder aber in einem geschützen Raum ihre eigenen Erfahrungen machen. Auf unserem routinierten Spazierweg über die Pfarrwiese und „um den Block“ lernen die Kinder das Laufen über unterschiedlichste Untergründe: Kopfsteinpfaster, normales Pflaster, Kiesweg, große Steine, gemähte und ungemähte Wiese. Es gibt eine kleine Rampe hoch zum Gemeindehaus, die wir meistens zu Fuß, manchmal aber auch mit dem Bobby Car, aber immer mehrmals erkunden. Auf der anderen Seite führt eine steilere Rampe und Treppen zum Haupteingang, jeden Tag aufs Neue ein Highlight. Manche Kinder erkunden dieses Hindernis alleine, manche möchten es mit uns gemeinsam tun. Manche gucken erst wochenlang zu, bis sie sich langam rantasten oder –krabbeln. Alles ist okay, nichts ist verkehrt. Wir ermuntern und unterstützen, fordern aber nicht oder ermahnen gar. Natürlich schlägt auch unser Puls höher, wenn ein Einjähriges Kind auf die Treppen zu rennt und manchmal ist auch unsere Schnelligkeit gefragt, aber hey: Es sind 3 Stufen, und der Stolz der Kinder wenn sie diese alleine gemeistert haben ist jedes Risiko wert! Weiter geht’s am Schulhof vorbei über eine „Schlagloch-Piste“, oder auch genannt: Der Weg der Matschepfützen. Selbst nach längerer Trockenheit sind hier noch immer Pfützen zu finden, die von den Kindern mit viel Freude und Bewegung erkundet werden. Auch unsere regelmäßigen Waldspaziergänge laden zur Erkundung und zum Bewegen auf unterschiedlichen Untergründen ein, zum Klettern und Entdecken.
Auf unserem eigenen Außengelände, einer kleinen Terrasse, steht den Kindern neben Sandkasten, Matschküche, Holzhaus etc. auch ein kleiner Fuhrpark und eine Rampe zur Verfügung, auf dem sie sich ausprobieren können. Auch 2 kleine Stufen und ein leicht erhöhtes Haus sorgen für Bewegungsanreize und Erlernen neuer Fertigkeiten.
Für uns gehört zur Bewegung auch das Fördern der Selbstständigkeit im Alltag: An- und Ausziehen, auf den Stuhl setzen, trinken aus einem Becher, Teller tragen usw. Erkennen wir irgendwo Defizite, versuchen wir diese gezielt zu fördern. In regelmäßigen Entwicklungsgesprächen tauschen wir uns hierzu mit den Eltern aus und geben auch Erfolgserlebnisse weiter.
Im Rahmen des Morgenkreises, aber auch zwischendurch, bieten wir Bewegungsspiele, -lieder, Fingerspiele und das Tanzen zur Musik an. Dabei sind wir immer Vorbild und tanzen vergnügt vor und/oder mit den Kindern. Einen Teil dieser Angebote leiten wir auch den Eltern weiter und können von diesen aufgegriffen werden.
Körper, Gesundheit und Ernährung
Wir versuchen den Kindern zu vermitteln: Mein Körper gehört mir, Nein heißt Nein. Im Kontakt mit anderen Kindern unterstützen wir, das jeder Nein sagen darf und soll, wenn er etwas nicht möchte, und das von allen akzeptiert werden muss. Auch wir akzeptieren ein Nein, z.B. wenn ein Kind nicht gewickelt werden möchte, und versuchen mit dem Kind konstruktive Lösungen zu finden: An einem anderen Ort, im Stehen, zu einem anderen Zeitpunkt wickeln. Nein ist aber immer Nein – und wenn das in letzter Konsequenz heißt, die Eltern anzurufen.
Dementsprechend gestalten wir auch die Essens-, Schlaf- und Wickelsituation. Beim Wickeln versuchen wir die Aufmerkssamkeit beim gewickelten Kind zu haben, anzukündigen was wir als nächstes tun (jetzt nehme ich ein Tuch und wische den Po sauber, jetzt mache ich die Windel zu) und Vorlieben zu berücksichtigen (Wickeln im Stehen, keine kalten Tücher usw.). Auch können die Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeit mithelfen, Tücher und Pampers angeben, den Popo hochheben usw. Ähnlich partizipativ gestalten wir auch die Schlafsituation: Die Kinder schlafen je nach Vorlieben mit Schlafsack, Decke, mit Kuscheltier, Schnulli oder Lieblingsspielzeug. Alle legen sich in ihre Betten (oder werden gelegt), abwechselnd kann ein Buch ausgesucht werden, und die Kinder können zur Ruhe kommen. Möchte oder kann ein Kind nach der Einschlafbegleitung nicht schlafen, kann es wieder mit in den Gruppenraum kommen oder sich einfach ein bisschen im Bett ausruhen. Auch können sich die Kinder jederzeit aus dem Gruppengeschehen zurückziehen und haben dafür unterschiedliche Möglichkeiten und Räume.
Im Morgenkreis greifen wir immer wieder Lieder zum Thema Körper auf, benennen verschiedene Körperteile und/oder machen kleine Massage/Kitzelspiele (z.B. kleiner Käfer, aber auch hier nur bei den Kindern die das möchten). Auch Streichelgeschichten sind eine tolle Körpererfahrung und können beim Relaxen helfen. Wir machen immer wieder Projekte zum Thema Körpererfahrung, malen z.B. die Umrisse der Kinder auf Tapete oder lassen sie nur in Windeln mit Fingerfarben experimentieren.
Die Essenssituation gestalten wir so, dass jedes Kind entscheiden kann was und wieviel es essen möchte. Gleichzeitig werden Vorlieben respektiert und Anreize zum Probieren neuer Lebensmittel geschaffen. Dies beginnt schon bei der Wochenplanung, bei der die Kinder eigene Vorschläge machen können. Bei jedem Menü versuchen wir zu berücksichtigen, das für jeden eine Komponente dabei ist, die gemocht wird. Trotzdem versuchen wir so viel Abwechslung und so viele unterschiedliche Lebensmittel wie möglich anzubieten, ohne die Kinder völlig zu überfordern (z.B. Tomatensauce mit Nudeln, Gnocchi, Reis, Bulgur und wechselndem Gemüse als Extra Komponente oder Würstchen zu Rotkohl, Rahmwirsing, Kohlrabi mit Knödel, Kartoffeln, Schupfnudeln). In der Regel bieten wir 1-2x die Woche eine Mahlzeit mit Fleisch an, und einmal die Woche mit Fisch.
Wir gehen gemeinsam mit den Kindern einkaufen. Die Vorbereitungen für jede Mahlzeit (Gemüse/Kartoffeln schälen etc.) werden am Tisch im Gruppenraum vorgenommen. Die Kinder können die Lebensmittel probieren, anfassen und je nach Alter auch mithelfen, z.B. geschälte Kartoffeln in einen Topf mit Wasser legen. Die Mahlzeit leiten wir dann damit ein, dass sich jedes Kind ein Lätzchen holt und sich an den Tisch setzt. Wir haben die unterschiedlichsten Lätzchen: Manche können selbst angezogen werden (für Kinder die darauf wert legen), manche haben nur ein dünnes Bändchen (merkt man kaum auf der Haut), manche sind mit Ärmeln (für Kinder die nicht gerne die Ärmel hochziehen) und noch viele mehr. Nach einem kurzen Tischgebet starten wir mit der Mahlzeit, bei der wir auch immer mitesssen. Die Kinder haben hierbei – in der Regel, außer ein Kind kann bestimmte Lebensmittel auf seinem Teller nicht ertragen - alle Komponenten der Mahlzeit auf dem Teller und können dann frei entscheiden, was sie davon essen/probieren möchten und wovon sie noch mehr möchten. Sie können bei vielen Mahlzeiten wählen mit welchem Besteck sie essen möchten und/oder sogar zwischen Gabel und Löffel wechseln. Auch ein Essen mit den Fingern ist grundsätzlich erlaubt. Vor allem bei größeren Kindern versuchen wir aber schon zur Benutzung von Besteck zu animieren und feiern Erfolge, wenn das Aufpicksen auf die Gabel endlich gelingt oder die Suppe mit Flüssigkeit im Mund landet.
Obst und Gemüse wird beim Frühstück und beim Nachmittagssnack nach dem Schlafen immer, und zum Mittagessen manchmal angeboten. Dieses wird bei uns im wechselnden Rhythmus von den Eltern mitgebracht und ist in der Regel sehr vielseitig. Von bunten Obst- und Rohkosttellern können die Kinder das wählen was sie essen möchten und alles probieren.
Im Rahmen von Themenwochen oder Projekten lernen die Kinder auch gezielt etwas zu einem Lebensmittel, z.B. in dem wir Äpfel pflücken gehen und im Anschluss als Snack, im Kuchen und als Apfelmus verzehren. Auch bei „Farbenwochen“ werden Lebensmittel mit eingebunden. An einem Tag gibt es dann z.B. nur rote Lebensmittel.
Die Eltern erfahren auf einer Pinwand den wöchentlichen Speiseplan. Das sorgt oft für Gesprächsstoff im Tür- und Angelgespräch, man erfährt viel über Vorlieben der Kinder und Essensgewohnheiten der jeweiligen Familie. Diese Ankündigung gibt den Kindern auch Sicherheit in den Tag zu starten, sie wissen was auf sie zu kommt und worauf sie sich gegebenenfalls freuen können.
Die Eltern erhalten bei uns bei Vertragsabschluss einen Merkzettel, auf dem steht wann ein Kind krank ist und Zuhause bleiben muss. Wir überprüfen den Masernschutz und informieren die Eltern über alles was uns im Laufe des Betreuungstages auffällt (z.B. Ausschlag im Windelbereich, häufiges Naseputzen usw.). Jedes Kind hat bei uns ein eigenes Handtuch im Waschraum und wir gehen vor jeder Mahlzeit Hände waschen. Die Kinder lernen in die Ellbeuge zu husten und zu niesen.
Wir nehmen unsere Vorbildfunktion und unser eigenes Wohlbefinden sehr wichtig: Wir essen bei den Mahlzeiten stets mit und essen besonders gern und viel Gemüse. Wir bewegen uns gerne draußen und/oder tanzen und spielen mit den Kindern. Wir achten aber auch auf Tage ohne straffes Programm um liegen gebliebene Dinge zu erledigen oder einfach „die Seele baumeln zu lassen“. Um auf Impulse eingehen zu können und Zeit zu haben für Selbstreflexion, Entwicklungsschnecken, Beobachtung und Dokumentation und Portfolio-Arbeit.
Sprache und Kommunikation
Auch bei der Sprache heißt es bei uns: Nichts ist falsch! Wir verbessern grundsätzlich nicht, wir wiederholen einfach das Gesagte in Hochdeutsch. Wir versuchen die Kinder zu verstehen und zu deuten und lernen „ihre“ Sprache. Wenn wir etwas nicht verstehen, oder uns gängige Worte fehlen (z.B. für Schnuller oder das Lieblingskuscheltier) halten wir Rücksprache mit den Eltern. Wir reden den ganzen Tag mit den Kindern und beschreiben was wir oder sie tun. Wir besprechen die nächsten Schritte im Alltag oder stellen gezielt Fragen dazu: „Möchtest Du heute lieber spazieren oder auf den Spielplatz?“ Dabei beziehen wir alle Kinder mit ein, auch die ruhigeren oder jüngeren. Jeder hat das gleiche Mitspracherecht (auf seine Art und Weise, und wenn es nur ein Nicken oder krabbeln in eine Richtung ist).
Dazu nutzen wir auch Bildkarten, auf denen die nächsten Schritte unseres Alltags abgebildet ist, und Bildkarten, auf denen zu sehen ist welches Wetter wir haben und welche Kleidung heute erforderlich ist (z.B. Gummistiefel und Matschhose). Wir greifen Emotionen auf und benennen diese. Auch hierzu haben wir Bildkarten, die die verschiedenen Gefühlszustände altersgerecht darstellen.
Sprechen wir die Kinder gezielt an machen wir dies immer mit Blickkontakt und gegebenenfalls auch mit Körperkontakt. Wir geben den Kindern die Zeit die sie brauchen um zu reagieren und/oder zu antworten. Dabei erklären wir den Kindern, dass wir zunächst das gefragte bzw. erzählende Kind ausreden lassen und jeder dran kommt. Wir versuchen authentisch zu sein in Körpersprache und Mimik und kongruent zu dem Gesagten. Außerdem achten wir auf eine deutliche Aussprache. Wir reagieren prompt auf Fragen und Ansprache der Kinder und nehmen diese ernst. Sind wir gerade im Gespräch, z.B. mit einem anderen Kind, zeigen wir den Kindern durch kurze Ansprache und/oder Körperkontakt, dass wir es gesehen haben und es gleich dran ist.
Wir haben eine bunte Mischung Bücher zur freien Verfügung, aus denen wir auch im Freispiel immer wieder vorlesen. Diese Bücher variieren je nach Interesse, Alter und Jahreszeit. Außerdem haben wir immer Bücher aus unseren gemeinsamen Büchereibesuchen (wobei sich auch jedes Kind ein Buch aussuchen kann), die nur nach Absprache genommen und auch wieder zurückgestellt werden müssen. Ungefähr zweimal die Woche lesen wir eine sich mehrmals wiederholende und zu einem Thema/Projekt/Jahreszeit passende Geschichte auf dem Kamishibai. Hierzu, oder zu einem zum Thema passenden und sich ebenfalls öfter wiederholendem Buch, gibt es Geschichtensäckchen. Dieses können die Kinder nach dem Vorlesen noch eine zeitlang „bespielen“ und damit auf ihre Art und Weise die Geschichte begreifen und nacherzählen.
Im Morgenkreis machen wir regelmäßig Themen-, Projekt- und/oder Jahreszeit bezogene Lieder und Spiele, die wir mehrmals wiederholen und die Kinder animieren mitzumachen. Die Kinder dürfen sich auch immer abwechselnd ein Lied/Spiel wünschen. Außerdem bekommt jedes Kind die Zeit, sich zu dem besprochenen Thema zu äußern. Z.B.: „Was magst Du am Herbst?“
Den Kindern steht zu gewissen Zeiten im Alltag eine Alexa zur Verfügung, auf der Lieder gehört oder auch mal ein Hörspiel gehört werden kann. Hier darf jeder mal aussuchen und sich mit seinen Interessen und Vorlieben einbringen.
Wir versuchen Konflikte der Kinder so gut es geht zu verbalisieren, erklären die Ausgangssituation und reflektieren das Verhalten und die Gefühle der beteiligten Kinder. Je nach Alter stellen wir Fragen und geben den Kindern die Möglichkeit, selbst eine Lösung zu finden. Wir schreiten nur aktiv ein, wenn das körperliche oder psychische Wohl eines Kindes gefährdet ist.
Musisch-ästhetische Bildung
Wie schon vorab erwähnt, machen wir mehrmals die Woche einen Morgenkreis mit Liedern, Reimen und Spielen. Dabei machen die Kinder erste Rhythmus-Erfahrungen, z.b. das Klatschen oder Stampfen im Takt und das rhythmische Sprechen in einem Reim. Wir ziehen auch regelmäßig einfache Instrumente (z.B. Rasseln und Glocken in verschiedenen Ausführungen, Trommeln und Ratschen) mit ein. Jedes Kind sucht sich ein Instrument aus und wir spielen ein Lied leise und laut. Oder wir versuchen das Instrument im Takt zu spielen. Mit Hilfe von Klangstäben oder dem Einsatz unseres Körpers (klatschen/stampfen/schnalzen usw.) spielen wir mit den Kindern Klanggeschichten.
Diese Instrumente und ein einfaches Xylophon, so wie die schon oft erwähnte Alexa stehen den Kindern auch immer wieder im Wechsel im freien Spiel zur Verfügung. Vor allem aber wird hier der Klang der einfachsten Alltagsgegenstände erforscht und der Morgenkreis „nachgespielt“.
Die Kinder haben immer die Möglichkeit zum freien Rollenspiel mit den Materialien ihrer Wahl und werden dabei von uns unterstützt. Liegt das Interesse gerade auf Verkleidungen, stellen wir den Kindern hierzu eine Kiste zur Verfügung. Gehen sie den ganzen Tag einkaufen, stellen wir einen Kaufmannsladen auf. Generell versuchen wir aber den Gruppenraum nicht mit Spielzeug zu überfluten sondern wechseln lieber immer wieder aus und setzen auf wenige natürliche Materialien und Alltagsgegenstände. Dann wird halt das bunte Tuch zum Kleid, am nächsten Tag die Zeitung zum Mantel und der Karton das Haus, in dem es Kastanien zum Frühstück gibt.
Mindestens einmal die Woche basteln/malen wir gemeinsam mit den Kindern mit den unterschiedlichsten Materialien. Manchmal steht dabei das Ergebnis im Mittelpunkt (z.B. bei Geschenken für die Eltern oder Laternen für St.Martin), dieses wird dann durch das Verpacken des Geschenkes oder die Benutzung vor und beim Martinsfest ausgiebig gewürdigt. Im Anschluss an das fertige Produkt können die Kinder das Material (Fingerfarbe, Kleister etc.) aber noch frei austesten und sich ausprobieren. Manchmal gibt es auch nur verschiedene Materialien und die Kinder können kreativ werden. Entsteht dabei etwas, wird es im Gruppenraum aufgehangen, das Ergebnis steht dann aber nicht im Vordergrund.
Malen mit Buntstiften können die Kinder jederzeit im Freispiel, auch für Bilder steht eine Pinwand zur Verfügung auf der die kleinen Künstler ihre Kunstwerke präsentieren können.
Soziale und (inter-)kulturelle Bildung
Jeder ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft, keiner ist besser oder schlechter oder wird bevorzugt. Kinder dürfen alle Emotionen ausleben, sie dürfen traurig und wütend sein. Wir begleiten die Kinder dabei und versuchen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man mit verschiedenen Emotionen umgehen kann. Genauso begleiten wir Konflikte, versuchen beide Seiten zu sehen und zu erklären und Möglichkeiten für Lösungen entstehen zu lassen. Wir stellen uns nicht auf die eine oder andere Seite, jeder darf seine Meinung äußern und hat auch ein Recht auf seine eigene Meinung.
In Freispiel-Situation versuchen wir gezielt Kinder in unser Spiel einzubeziehen und positive Gruppenerlebnisse zu schaffen. Es gibt auch Gemeinschaftsaktionen, z.B. das gemeinsame Malen/Stempeln auf ein großes Papier/Tapete. Auch das Singen, Erzählen und Spielen im Morgenkreis stärkt das Gruppengefühl und bringt die Kinder in Kontakt miteinander. Die kleineren oder zurückhaltenderen werden von den größeren offensiveren Kindern mitgerissen und motiviert mitzumachen. Wir haben gemeinsam Spaß und stärken unser Gemeinschaftsgefüge.
Wir beobachten täglich und dokumentieren wöchentlich und können so relativ schnell erkennen wo Disharmonien in der Gruppe entstehen oder sogar Kinder ausgegrenzt werden. Auf Grund dieser Beobachtung versuchen wir schnellstmöglich gegenzusteuern und holen dabei auch, wenn nötig, die Eltern mit an Bord. Oft hilft es schon, Situationen zu erkennen, anzusprechen und zu reflektieren, damit sich etwas verändern kann.
Wir sind absolut offen für alle Kulturen und vollkommen bereit, diese zu entdecken, an unserem Alltag teilhaben zu lassen und diesen durch neue anderer Bräuche/Mahlzeiten etc. zu bereichern.
Religion und Ethik
Wir würden uns beide nicht als sonderlich religiös bezeichnen, wissen aber um die Wichtigkeit des Glaubens und die Wichtigkeit von Bräuchen. So greifen wir in erster Linie christliche Feste auf und vermitteln die religiöse Geschichte dahinter. Besonders schön ist hier immer die Martinsgeschichte, die den Kindern vermittelt wie wichtig es ist zu teilen und zu helfen, oder die Geschichte vom Bischof Nikolaus. Aber auch z.B. die Weihnachtsgeschichte wird kindgerecht vermittelt, oder die Geschichte der Arche Noah.
Für all unsere Kinder ist das Christentum Teil des Alltags, deswegen vermitteln wir auch hauptsächlich Bräuche und Rituale dieses Glaubens. Wir sind aber auch hier offen für alle Glaubensrichtungen und freuen uns darauf, andere Religionen kennenzulernen und in unseren Alltag zu integrieren.
Dabei sind uns Werte wie Respekt, Toleranz und Nächstenliebe besonders wichtig. Wir leben diese vor und integrieren sie in unseren Alltag. Sie sind Teil unseres Handelns und spiegeln sich in allen Facetten unserer Arbeit wider.
Mathematische Bildung
Mathematische Bildung findet bei uns viel im freien Spiel statt: Die Kinder haben verschiedene Formen zur freien Verfügung, große und kleine Gegenstände, viele Bauklötze und sehr viele Kastanien, mit denen die Kinder z.B. erste Mengen einschätzen können (viele Kastanien im großen Topf, wenig Kastanien im Glas. Es dauert sehr lange mit dem Glas den Topf zu befüllen, ich muss sehr viele Male umschütten. Der Topf ist schwer, das Glas ist leicht). Wir benennen Mengenangaben, z.B. „3 Elefanten stehen auf dem Zug.“ Oder „Bringst Du mir 2 Steine?“. Die Kinder können auf vorgegebenen Straßen auf dem Teppich mit Autos fahren und Türme bauen.
Wir haben einen Geburtstagskalender, auf dem ersichtlich ist wer in welcher Jahreszeit Geburtstag hat und wie alt er wird: „Im Herbst haben 2 Kinder Geburtstag, sie werden 2 Jahre alt.“ Zur Verdeutlichung der Zahlen nehmen wir auch die Finger zu Hilfe. Das hilft bei einem ersten Zahlenverständnis und Kinder, die noch nicht so gut sprechen können, bekommen dadurch eine weitere Möglichkeit sich auszudrücken.
Auch im Morgenkreis machen die Kinder erste Erfahrungen mit Mengen und Zahlen, bei Fingerspielen, Liedern usw. (z.B. Zehn kleine Zappelmänner oder 5 kleine Fische). Bücher sind ein gutes Medium für ein erstes Zahlenverständnis und werden von uns, je nach Interesse der Kinder, aufgegriffen und eingesetzt. Ist gerade ein starkes Interesse in diese Richtung zu beobachten, stellen wir den Kindern auch gezielt Spielzeug zur Verfügung, bei dem sie nach Größen und/oder Formen sortieren oder stecken können.
Je nach Alter und Interesse der Kinder spielen wir auch einfache Würfelspiele wie Tempo kleine Schnecke und Quips.
Im Alltag haben die Kinder immer wieder Kontakt vor allem zu Mengen, in dem sie sich z.B. selbst auf tun oder einschütten.
Naturwissenschaftlich-technische Bildung
Die Kinder machen bei uns tagtäglich naturwissenschaftlich-technische Erfahrungen und können forschen, ausprobieren und experimentieren.
Im freien Spiel machen die Kinder Erfahrungen zu Schwerkraft, wie Dinge rollen, wie man aus unterschiedlichen Dingen einen Turm bauen kann und noch vieles mehr. Dazu stehen ihnen verschiedenste Materialien zur Verfügung: In unterschiedlichen Neigungen ausgerichtete und in verschiedenen Längen und Dicken an die Wand geklebte Papprollen oder auch bei starkem Interesse verschiedenste Kugelbahnen, die je nach Alter unterschiedlich aufgebaut werden können. Es gibt verschiedene Rampen und verschieden rollende und fahrende Gegenstände: Autos, Bälle, Massageigel, Kastanien… Es gibt große und kleine Bausteine, Bausteine in verschiedenen Größen und Formen (auch schiefe), und natürlich Duplosteine in verschiedenen Ausführungen. Die Kinder lernen verschiedene Naturmaterialien kennen, z.B. eine große Wanne voller Kastanien. Grundsätzlich können die Kinder bei uns mit allen zur Verfügung stehenden Materialien experimentieren, auch mit eigentlichen Bastelmaterialien (leere Joghurtbecher, Milchtüten, Filzwolle…) und Alltagsgegenständen (z.B. Klorollen auf und abrollen). Wir unterstützen dies gerne im freien Spiel, in dem wir Ideen der Kinder aufgreifen, oder durch Vormachen. Im Anschluss halten wir uns zurück und beobachten was passiert und was die Kinder daraus machen, ggf. setzen wir neue Impulse. Auch geben wir immer mal wieder wechselndes Material ins Freispiel, welches dann von den Kindern untersucht werden kann.
Wir haben mehrere Magnetwände und unterschiedliche Magnete, die den Kindern zum Erforschen zur Verfügung stehen.
Draußen können die Kinder mit Bobby Cars über Rampen fahren, oder auf unserem Spazierweg Schrägen in unterschiedlicher Neigung hinunter und rauf. Den Kindern steht in unserem Außengelände Sand und Wasser zur Verfügung und verschiedenste Behälter, mit denen sie nach Lust und Laune matschen und experimentieren können. Auch hier geben wir gerne mal unterschiedliche Materialien ins Freispiel wie Erde oder Kieselsteine. Auch Kreide in Kombination mit Wasser ist immer wieder ein Erlebnis. Wir machen Seifenblasen und schauen was passiert, wenn diese auf den Boden aufkommen.
Wir machen angeleitete Aktionen wie Schüttspiele mit Linsen und Reis; Bilder mit Kleister, Sand und Fingerfarbe; machen im Winter aus Wasser Eis (stellen eine flache Schale mit Wasser und kleinen Dingen bei Minusgraden vor die Tür); tropfen Wasser auf einen bemalten Kaffeefilter; machen Knete selber und noch ganz vieles mehr.
Auf unseren regelmäßigen Spaziergängen erforschen wir die Umwelt, wie sich Erde und Wiese anfühlen, was passiert wenn ich ein Blatt oder einen Stein in einen Bach werfe und – ganz wichtig – was passiert wenn ich mit vollem Einsatz in eine Pfütze springe oder durchrenne. Wir erfahren was Wind, Regen, Schnee, Sonnenschein bedeutet und was die verschiedenen Jahreszeiten ausmacht – unterstützt von einem großen Jahreszeitenbaum, der in unserem Gruppenraum hängt und in Echtzeit an die Umwelt angepasst wird.
Ökologische Bildung
Die ökologische Bildung ist ein weiterer Schwerpunkt der Blümchenwiese und liegt mir besonders am Herzen. Die Natur und ihre Pflanzen- und Tierwelt ist immer wieder faszinierend und ich habe selbst jeden Tag große Freude daran, mich mit den Kindern gemeinsam damit zu beschäftigen. Dies geschieht zum einen im Alltag, wenn wir drinnen oder draußen Blumen, Insekten oder Tiere entdecken, aber auch in angeleiteten Projekten und Angeboten.
Im Frühling beobachten wir die Blumen, die nach und nach ihre Pracht zeigen. Dazu haben wir ein eigenes kleines Beet mit essbaren Wildblumen, die jedes Jahr wiederkommen, und verschiedenste Töpfe, in denen die Kinder Blumen anpflanzen können. Auf unserem Spazierweg liegt eine große Wildblumenwiese, auf der die Kinder lernen, wie man Blumen pflückt und warum wir nur eine begrenzte Menge mitnehmen sollten. In der Tagespflege werden die Blumen ins Wasser gestellt und auf unserem Tisch im Gruppenraum wertgeschätzt, gepresst oder zur weiteren Betrachtung einlaminiert. Mehrere Bücher zeigen verschiedenste Blumen und ihren Aufbau, wir besprechen wie die verschiedenen Blumen heißen und je nach Alter und Interesse auch ihre Besonderheiten. Immer wieder pflücken die Kinder auch einzelne Blumen für die Eltern. Auch diese werden sofort ins Wasser gestellt, wertgeschätzt und beim Abholen übergeben.
Wertschätzung und Respekt für jedes Lebewesen und jede Pflanze und unseren natürlichen Lebensraum zu vermitteln liegt mir dabei besonders am Herzen. Auch wenn die Komplexität dessen noch nicht wirklich verstanden werden kann, möchte ich das Gefühl vermitteln, das jede Pflanze, jedes Insekt, jedes Tier wichtig ist und etwas beiträgt, ähnlich wie es jedes Kind in unserer Gruppe ist und tut.
Wir haben ein kleines Erdbeerbeet und beobachten, wie die Pflanzen im Frühling anfangen zu wachsen und im Sommer essbare Früchte hervorbringen. Alle Pflanzen und Blumen werden von den Kindern mitversorgt und gegossen. Wir besuchen mit den Kindern Selbstpflückhöfe und zeigen auf, wo unser Obst und Gemüse herkommt. Wir pflücken selbst Äpfel - das können auch schon die Kleinsten aus dem Bollerwagen heraus.
Ein besonders beliebtes Projekt ist die Aufzucht von Raupen bis hin zum Schmetterling, dass wir jedes Jahr ungefähr Ende Mai starten. Auch das Pflücken von Löwenzahn und das Beobachten auf dem Tisch im Gruppenraum, wie daraus die Pusteblume entsteht, ist immer wieder ein Highlight.
Wir besuchen mit den Kindern Bauernhöfe und machen verschiedenste Themenwochen: Was machen Bienen? Was sind Nutztiere? Welche Tiere leben im Wald? Welche Insekten sehen wir täglich bei uns und welche Aufgaben haben sie? Wo kommt die Milch her? Diese Themen variieren von Jahr zu Jahr und orientieren sich an den Interessen und dem Alter der Kinder: Was finden die Kinder auf unseren Streifzügen besonders spannend? Welche Bücher wählen sie immer wieder aus? Was wird besonders bestaunt und/oder gesammelt?
Wir sammeln Blätter von Bäumen und zeigen den Kindern die unterschiedlichen Formen. Wir besprechen und zeigen (in der Natur und mit Büchern), was die jeweiligen Bäume ausmacht und welche Früchte sie haben.
Im Herbst sammeln wir Kastanien, bunte Blätter, Bucheckern und vieles mehr. Dies benutzen wir zum Basteln und Spielen. Wir heben verschiedenstes Verpackungsmaterial auf (leere Dosen, Küchenpapierrollen, Joghurtbecher usw.) und stellen es den Kindern zur Verfügung. Wir achten auf nachhaltiges Spielzeug und verwenden so wenig Plastik wie möglich. Wenn etwas kaputt geht, versuchen wir es zu reparieren. Wenn wir den Raum verlassen, machen wir das Licht aus. Wir versuchen die Dinge und Ressourcen wert zu schätzen und nicht zu verschwenden. Wir trennen den Müll und kommunizieren das mit den Kindern. Finden wir unterwegs Müll, werfen wir ihn in die nächste Mülltonne.
Im Winter hängen wir – in leeren Dosen oder Milchtüten – Futter für die Vögel auf. Wann immer es geht Upcyclen wir Dinge – z.B. beim Basteln von Laternen oder der Selbstherstellung von Spielmaterial.
Wir legen großen Wert auf die Vermittlung der Jahreszeiten und ihren Besonderheiten. Dazu gibt es auch einen großen Jahreszeitenbaum in unserem Gruppenraum, den wir mit Naturmaterialien aber auch gebastelten Blättern/Blüten/Früchten schmücken. Wir basteln und dekorieren passend zur jeweiligen Jahreszeit und für bevorstehende Feste. Wir vermitteln den Zusammenhang zwischen wichtigen Festen und der Jahreszeit: St. Martn feiern wir im Herbst, wenn es kälter wird, oft regnet und die Blätter von den Bäumen fallen. Ostern feiern wir im Frühling, wenn die Blumen anfangen zu wachsen und die Bäume erste Blätter und Knospen bilden. Wir zeigen den Kindern auf unseren fast täglichen Spaziergängen, was die jeweilige Jahreszeit ausmacht und sammeln passende Materialien. Wir besprechen und zeigen diese im Morgenkreis und passen einzelne Lieder und Spiele daran an. Auch die Auswahl einiger Bücher und Projekte orientieren sich an der jeweiligen Jahreszeit.
In der Blümchenwiese gibt es auch ein Haustier, das regelmäßig den Alltag begleitet: Meinen kleinen Hund Elli. An ungefähr 3 Tagen in der Woche darf er mit mir zur Arbeit. Die Kinder lernen wie und wann man einen Hund streichelt (z.B. nicht in der Box, in der er die meiste Zeit ist), was ein Hund frisst und wo und wie er Aa macht. Elli ist regelmäßig ein Highlight und der Tag für die meisten Kinder schon gerettet, wenn sie beim morgendlichen Klingeln ein Bellen vernehmen.
Medien
In der Blümchenwiese gibt es viele Bücher zu verschiedensten Themen, die immer wieder je nach Jahreszeit und Interessen der Kinder variieren. Dabei gibt es Bücher, die immer zur freien Verfügung stehen und welche, die nur nach Absprache genommen und nach Benutzung wieder zurückgestellt werden müssen (z.B. Büchereibücher und Bücher mit Klappen). So versuchen wir auf der einen Seite den Kindern einen eigenständigen Umgang zu ermöglichen, auf der anderen Seite aber eine gewisse Wertschätzung und einen verantwortungsbewussten Umgang für und mit diesem Medium zu vermitteln. Je nach Alter der Kinder besuchen wir auch regelmäßig die Bücherei und leihen dort Bücher zu bestimmten Themen aus. Jedes Kind darf sich dann ein Buch aussuchen und in sein Fach in der Blümchenwiese stellen. Regelmäßig nutzen wir ein Kamishibai, um den Kindern Geschichten und Märchen für den U3-Bereich vorzulesen/vorzustellen.
Den Kindern steht auch ein Echo zur Verfügung, auf dem sie in bestimmten Abschnitten des Tages Musik oder auch mal ein Hörspiel hören können. Diesen dürfen die Kinder – je nach Alter und Sprachentwicklung – selbstständig bedienen. Können Kinder das noch nicht, fungieren wir als Sprachrohr. Bei den Kleinsten tun wir das durch Beobachten, welche Lieder bei Ihnen gut ankommen und gemocht werden. So bekommt jeder auf seine Art und Weise Zugang zu diesem Medium. Dabei achten wir auf einen bewussten Einsatz und vermeiden „Gedudel im Hintergrund“.
Wir greifen auch aktuelle Themen aus der Medienwelt auf, z.B. Paw Patrol, und informieren uns über „Trends“. Die Fernsehwelt ist auch im U3-Bereich längst ein fester Bestandteil des Alltags der Kinder geworden und sollte unseres Erachtens nach nicht einfach ignoriert werden. Dennoch verzichten wir völlig auf den Einsatz solcher Medien wie Fernseher oder Tablet. Unsere eigenen Handys nutzen wir während der Betreuungszeit lediglich zum Fotos machen oder zum schnellen Informationsaustausch mit den Eltern und bei wichtigen Angelegenheiten mit unserer Familie. Ansonsten bauen wir hier ganz auf die Vorbildfunktion und nutzen unser digitales Endgerät so wenig wie möglich (haben wir sowieso keine Zeit zu).
Fotos kommen bei uns vermehrt zum Einsatz. Wir haben ein kleines Fotobuch, das regelmäßig aktualisiert wird und den Kindern zur Verfügung steht. Die Kinder haben Ich-Bücher und/oder Fotos ihrer Familie und können diese und weitere Fotos in ihren Portfolios jederzeit einsehen. Im Eingangsbereich hängt eine große Pinwand mit aktuellen Fotos und Infos aus unserem Gruppengeschehen.
Sicherung von Kinderrechten
Kinder haben verschiedene Rechte. Diese sind auch in den 4 Leitprinzipien der UN Kinderrechtskonvention verankert: Das Recht auf Nichtdiskriminierung, das Recht auf Leben, Überleben und Entwicklung, die Einhaltung der Kindesinteressen/des Kindeswohls und das Recht auf Beteiligung.
Im Einzelnen bedeutet das, Kinder haben das Recht auf Gleichheit und das Recht auf Lebensidentität. Bei uns sind alle Kinder so wie sie sind richtig und dürfen sich ausprobieren, sich selbst finden. Wir achten darauf, alle in die Gruppe zu integrieren und alle gleich wichtig zu nehmen. Alle dürfen und können an unserem Alltag und dem Gruppengeschehen teilnehmen und ihn mitgestalten. Wir verzichten auf geschlechterspezifisches Spielzeug und sorgen für Vielfalt in der Blümchenwiese.
Kinder haben auch ein Recht auf Fürsorge und Gesundheit und auf Freizeit. Wir bieten den Kindern gesunde Lebensmittel an, achten auf regelmäßige Trinkpausen, regelmäßige Wickelphasen und einen sorgsamen Umgang mit den Kindern und diesen Situationen. Wir tauschen uns regelmäßig mit den Eltern aus, z.B. bei Ausschlag im Windelbereich oder häufiges Husten beim Mittagsschlaf, und kommunizieren wann kranke Kinder zuhause bleiben und sich auskurieren sollen. Wir achten auf ausreichende Freispielzeit, Rückzugsmöglichkeiten und bieten den Kindern eine individuelle Schlafzeit an. Ein möglichst erholsamer Mittagsschlaf gehört selbstverständlich auch dazu. Wir erklären den Eltern, wie herausfordernd ein Tag bei uns in der Blümchenwiese für die Kinder sein kann und versuchen zu vermitteln, wie wichtig Ruhe-/Freispielphasen am Nachmittag sind und Kinder unter 3 kein Dauerprogramm brauchen.
Desweiteren haben Kinder ein Recht auf Bildung und Information. Dieses Recht betrifft uns und unsere Arbeit besonders. Wir achten darauf, alle Kinder dort abzuholen wo sie stehen und in allen Bildungsbereichen zu fördern. Wir greifen Interessen der Kinder auf und bieten zu verschiedensten Themen Informationen und Angebote an. Da Kinder auch das Recht auf Meinungsfreiheit haben, dürfen und sollen sie immer sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt oder sie etwas nicht wollen. Die Meinung jedes Kindes wird bei uns ernst genommen, wir versuchen jedes Kind in seiner Individualität aber auch die Gruppenzugehörigkeit zu fördern. Dazu gehört auch das Recht auf Privatsphäre. Jedes Kind hat seine eigenen Fächer, die nur Ihnen gehören. Diese Fächer sind mit einem Tier gekennzeichnet und finden sich auch z.B. im Bad wieder, wo jedes Kind sein eigenes Handtuch an seinem Haken hat. Jedes Kind entscheidet selber woran es wie lange teilnimmt und hat auch die Möglichkeit, Nein zu sagen und/oder sich aus dem Geschehen zurückzuziehen.
Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt – oder wie es die UN Kinderrechtskonvention formuliert – auf Einhaltung des Kindeswohls. Eine genaue Definition dazu gibt es dazu nicht, man kann es aber grob auf 3 für uns in der Kindertagespflege relevante Kriterien zusammenfassen: „Das Recht auf körperliche, geistige und seelische Unversehrtheit. Die Möglichkeit zu einer selbstständigen und verantwortungsbewussten Person heranzuwachsen. Die Stabilität und Kontinuität der Beziehungen zu sorgeberechtigten Personen“ (https://www.familienrechtsinfo.de/sorgerecht/kindeswohl/).
Bei uns in der Blümchenwiese gewährleisten wir dies – wie schon weiter oben erwähnt - jeden Tag: Wir achten auf Hygiene, regelmäßige gesunde Nahrung und Versorgung. Wir kommunizieren mit den Kindern, spiegeln ihnen Gefühle und vermitteln zwischen den Kindern. Wir fördern Spiel und Lernen. Wir geben den Kindern Sicherheit,Geborgenheit, Liebe bzw. Fürsorge und Wertschätzung. Wir beaufsichtigen und beobachten die Kinder und greifen bei gefährdenden Situationen sofort ein. Dennoch lassen wir den Kindern Raum, ihre eigenen Erfahrungen zu machen und Lösungen zu finden.
Erkennen wir Anzeichen von häuslicher Gewalt, dokumentieren wir diese und leiten sie an das Jugendamt weiter. Gegebenenfalls suchen wir in Rücksprache mit dem Jugendamt das Gespräch mit den Eltern.
Partizipation
Partizipation bedeutet für uns Teilhabe und Mitwirkung aller Kinder im Gruppen- und Alltagsgeschehen. Jedes Kind ist wichtig und jede Meinung ist wichtig und wird ernst genommen. Wir begegnen den Kindern auf Augenhöhe und unterstützen sie dabei, sich in einem geschützten Rahmen selbst auszuprobieren und ihre/andere Grenzen auszutesten. Kinder dürfen und sollen ihre Meinung äußern und werden dazu von uns ermutigt. Vermuten wir z.B. das ein Kind sich in einer Situation nicht wohlfühlt, gehen wir in die Kommunikation: „Fühlt sich das gut an für Dich? Ist es okay das XY Dich umarmt? Wenn nein, darfst Du es sagen und XY lässt Dich los.“ Kinder sind genauso ein wichtiger Teil der Gesellschaft wie Erwachsene, wir sind alle Menschen. Dementsprechend dürfen Kinder auch sagen, wenn wir Erwachsene etwas tun, das die Kinder nicht möchten oder was sie doof finden.
Für uns ist es besonders wichtig, dass die Kinder in diesem Alter, also unter 3 Jahren, die Möglichkeit haben sich selbst und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Sie entscheiden womit sie spielen oder wo sie rauf krabbeln, und was passiert wenn sie sich überschätzen oder anderen das Spielzeug wegnehmen. Sie dürfen Erfolge mit uns feiern aber erleben auch Misserfolge.
Sie lernen nein sagen zu dürfen und Entscheidungen über sich und ihren Körper zu treffen, z.B. was und wieviel sie essen möchten und wann sie wie gewickelt werden möchten. Sie machen die Erfahrung, ein wichtiger Teil der Gemeinschaft zu sein, in dem sie sich aktiv einbringen können (Tisch decken, Essen zubereiten usw.). Wir trauen ihnen etwas zu (z.B. aus einem Porzellanbecher oder einem Glas zu trinken, einen vollen Teller zu tragen, selbstständig Suppe zu essen) und bestärken sie in ihrem Tun. Sie merken, sie werden ernst genommen, ihre Ideen werden aufgegriffen und sie haben ein Recht auf eine eigene Meinung. Selbstverständlich gibt es hier auch Grenzen – sobald die Gesundheit des Kindes oder anderer Kinder/Menschen/Tiere gefährdet oder die Aufsichtspflicht verletzt wird: Ein 1-jähriges Kind kann weder alleine in der Tagespflege bleiben, auch wenn es absolut nicht mit den Spielplatz möchte, noch auf einen hohen Schrank klettern oder einem anderen Kind einen Baustein auf den Kopf hauen. In solchen Situationen ist Feingefühl gefragt und die Bereitschaft von allen, Kompromisse und Lösungen zu finden. So können wir z.B. zu zweit arbeiten, einer bleibt drinnen und einer geht zum Spielplatz. Wir können ein Regal unter Aufsicht zum Klettern für alle freigeben. Wir begleiten die Emotionen/Gefühle des auf den Kopf hauenden Kindes rechtzeitig, reflektieren sie gemeinsam und leiten eine Lösung an, BEVOR der Stein auf dem Kopf landet. Das alles ist ein wichtiger Lernprozess: Ich bin wichtig, aber ich bin trotzdem Teil einer Gemeinschaft, und alle anderen sind auch wichtig.
Um den Kindern so viel Partizipation ermöglichen zu können, passen wir unsere Räumlichkeiten und unseren Tagesablauf, so wie unsere Mahlzeiten und die Schlafsituation regelmäßig an die Gegebenheiten der Kinder und der Gruppe an. Wie das im Einzelnen aussieht, kann man den verschiedenen Punkten dieses Konzeptes entnehmen.
Dafür ist regelmäßiges Beobachten und Dokumentieren und eine regelmäßige Selbstreflexion unerlässlich. Wo liegen gerade die Interessen der Kinder? Wo möchten/können die Kinder noch mehr mitbestimmen? Wo hat Kind XY noch Probleme im Tagesablauf und was können wir verändern, um es dem Kind einfacher zu machen? Wo gelange ich vielleicht an meine Grenzen? Jedes Kind und jede Entwicklungsphase bringen neue Herausforderungen mit sich und geben uns allen die Chance uns weiter zu entwickeln. So bleibt die Arbeit immer spannend und wir lernen jeden Tag ein bisschen dazu, genauso wie unsere Tageskinder. Wir wachsen mit- und aneinander.
Dabei sind wir die „Führungskräfte“, die die Gruppe anleiten. Das gibt den Kindern Sicherheit und Vertrauen, sie wissen wo sie Schutz und Hilfe erfahren. Wir sind Vorbilder, wir reflektieren den Kindern Gefühle und Empathie, wir ebnen den Weg für Lösungen und Kompromisse, wir leben den Kindern Werte wie Respekt und Toleranz vor. Wir sind in der Verantwortung, die Sicherheit aller zu gewährleisten und für einen Rahmen zu Sorgen, in dem Bindung, Wachsen, Spielen, Lernen und Partizipation möglich ist. Trotzdem sind wir nicht mehr oder weniger wertvoll bzw. „mächtiger“, die Führungsposition ist einfach unser Beitrag zur Gemeinschaft der Blümchenwiese.
Aber nicht nur die Kinder, auch die Eltern haben ein Recht auf Teilhabe. Wie das genau aussieht, haben wir gut in dem Punkt „Zusammenarbeit mit den Eltern“ dargestellt.
Inklusion/Vielfalt/Menschenbild
Inklusion bedeutet für uns, die Stärken jedes Einzelnen zu einem Ganzen zusammenzufügen. Jeder ist so wie er ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft, egal welche Herkunft, Sprache, Nationalität, welches Geschlecht, welche Religion, welche Behinderung ein Mensch bzw. ein Kind mitbringt und in welchem Familienmodell es lebt.
Wir sind interessiert an jedem einzelnen Kind mit seiner Geschichte, seinem kulturellen und/oder religiösen Hintergrund, seiner körperlichen oder psychischen Einschränkung und den damit verbundenen Erfahrungen. Wir suchen nach Wegen, jeden an unserem Alltag und unseren Angeboten teilhaben zu lassen, egal mit welchen Einschränkungen er zu kämpfen hat.
Wir greifen Aspekte aus dem Leben der Kinder auf und machen sie für alle zugänglich, z.B. das Lieblingsessen der Kinder oder Bräuche aus ihrem Alltag. Wir freuen uns über neue Dinge die wir mit den Kindern ausprobieren und erkunden können. Wir sind neugierig auf die Vielfalt des Lebens!
Wir alle sind Menschen mit sehr vielen verschiedenen Facetten, das macht unser Leben und die Welt bunt und abwechslungreich. Genauso vermitteln wir es in unserer Kindertagespflege, hier ist Vielfalt selbstverständlich und allgegenwärtig. Wir haben Wimmelbücher in denen Menschen in verschiedenen Hautfarben, Familienkonstellationen, und mit unterschiedlichen Einschränkungen als Teil der Gesellschaft abgebildet sind. Wir haben Puppen in verschiedenen Hautfarben und „geschlechterneutrales“ Spielzeug. Jedes Kind hat Zugang zu jedem Spielzeug, egal ob Junge oder Mädchen. Wir haben Bücher und Spiele, in denen Frauen und Männer in jedem Beruf abgebildet sind.
Uns ist es wichtig, den Kindern Toleranz und Respekt jedem Kind/Mensch/Tier gegenüber zu vermitteln. Das jeder, auch man selbst, wertvoll und gut ist. Und jedem alle Möglichkeiten offen stehen, egal mit welcher Geschichte er zu uns kommt. Das jeder Rechte hat und auch Pflichten. Das es schön ist etwas zur Gemeinschaft beizutragen und andere zu unterstützen. Das alle gleich wertvoll sind.
Dafür ist es natürlich unerlässlich, uns auch mit unserer eigenen Geschichte auseinderzusetzen und aufkommende Vorurteile zu erkennen und zu reflektieren. Es ist wichtig, sich immer wieder mit Neuem auseinanderzusetzen und in seinem Denken flexibel und offen zu bleiben. Darauf zu achten, wie man über Dinge spricht. Schwingt da eine Wertung mit? Beziehen wir so alle mit ein? Grenzen wir eine bestimmte Gruppe aus? Oder sprechen wir nur einen Teil der Gruppe an? Dies ist ein ständiger Prozess, der regelmäßige Selbstreflexion und auch die gegenseitige Reflexion erfordert.
Äußert sich ein Kind abwertend über andere Kinder oder Menschen, greifen wir das sofort auf und hinterfragen diese Äußerung. Liegt hier Unwissen vor? Hat das Kind Angst vor etwas, einem bestimmten Verhalten z.B.? Spiegelt das Kind die Meinung der eigenen Familie wieder? Mit welchen Maßnahmen können wir dieser Abwertung entgegenwirken?
Ausgrenzung/Ängste/Abneigungen in der Gruppe versuchen wir frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Wir greifen abwertende oder ausgrenzende Verhaltensweisen auf und reflektieren mit den Kindern die Situation: „Möchtest Du nicht mit XY spielem? Ich glaube. XY möchte mit Dir spielen. Schau mal, wie toll er die Steine stapeln kann. Möchtest Du auch einen Stein drauf stellen?“. Wir greifen einzelne Stärken der Kinder auf und lassen sie damit etwas zur Gruppe beisteuern. Wir stellen gezielt Aufgaben oder spielen Spiele, die alle Kinder miteinbeziehen und die ein Gruppenzugehörigkeitsgefühl entstehen lassen: Gemeinsam sind wir stark!
Beobachtung und Dokumentation
Die Beobachtung und Dokumentation ist ein weiterer Schwerpunkt von mir in der Blümchenwiese. Eine regelmäßige wertungsfreie Beobachtung der Kinder ist – meiner Meinung nach - die Grundlage für ein vorurteilsbewusstes und offenes Betreuen und Fördern. Sie hilft dabei, Kinder nicht in Schubladen zu stecken oder vorschnell zu schlussfolgern. Sie bringt mich dazu, Situationen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, mich und das Gruppengeschehen und unseren Alltag zu reflektieren und konstruktive Lösungen zu finden. Außerdem ist die Beobachtung eine tolle Methode, fokussiert bei den Kindern und achtsamer im Alltag zu sein.
So findet die Beobachtung und Dokumentation bei uns zum einen jeden Tag im Alltag statt, aber auch mindestens einmal wöchentlich gezielt zu einer bestimmten Fragestellung.
Bei der täglichen freien Beobachtung ohne konkrete Struktur und vorgegebenes Ziel verschaffen wir uns einen kurzen Überblick über das momentane Gruppengefüge, über Entwicklungsfortschritte und Herausforderungen in unserem Alltag. Oft entstehen dadurch konkrete Fragestellungen, zu denen wir dann eine gezielte geplante Beobachtung und Dokumentation durchführen. Dabei beobachten wir immer offensichtlich, mal außerhalb der Beobachtungssituation oder in der Situation agierend. Bei der freien Beobachtung kann dies auch durchaus mehrmals abwechseln.
Darüberhinaus haben wir im Rahmen unserer inklusiven Arbeit den Alltag so umstrukturiert, dass wir die Kinder kaum unbeobachtet lassen müssen. Dieses genaue Verfolgen der Kinder und der Gesamtsituation und die Möglichkeit eines schnellen konstruktiven Eingreifens hat eine enorm hohe positive Auswirkung auf die Entwicklung der Gruppendynamik. Die Kinder fühlen sich sicherer und interagieren mehr miteinander. Sie werden schneller in die Gruppe integriert und so akzeptiert wie sie sind.
Sowohl bei der alltäglichen wie auch bei der gezielten Beobachtung erkennen wir eventuelle Defizite und den Entwicklungsstand der Kinder. Diesen halten wir in einer Entwicklungsschnecke fest, die auch als Grundlage für Elterngespräche zum Einsatz kommt. Im Rahmen dessen machen wir auch gezielte Angebote, um den Entwicklungsstand in gewissen Situationen zu beobachten und zu dokumentieren. Z.B. ob die Kinder sich selbst in einem Spiegel erkennen oder einen Ball sicher treten können. Wir erkennen Stärken der Kinder und können diese fördern. Ihre Interessen werden sichtbar und wir können unsere Angebote/Räumlichkeiten/Aktivitäten daran ausrichten.
Im Rahmen unserer Portfolio-Arbeit machen wir im Alltag – z.B. wenn ein Kind es nach tagelangem Versuchen endlich schafft, eine Perle auf eine Schnur zu fädeln – Fotos und beschriften diese im Beisein der Kinder. Wir feiern diesen Erfolg mit Ihnen zusammen und halten ihn in deren persönlichem Ordner fest. Diesen Portfolio-Ordner können die Kinder auch jederzeit einsehen und sich wieder an ihre Erfolge oder an andere schöne Momente in der Blümchenwiese erinnern. Die Portfolio-Arbeit erfordert auch immer mal wieder eine gezielte Beobachtung und Dokumentation der Kinder zu einer bestimmten Frage, z.B.: „Was spielst Du im Moment am liebsten?“. Der Ordner dient auch als Dokumentation für die Eltern, wie sich die Kinder entwickeln und was sie so den ganzen Tag in der Blümchenwiese treiben. Er kommt bei Elterngesprächen zum Einsatz und wird am Ende der Betreuungszeit den Familien feierlich übergeben.
Erkennen wir irgendwo Defizite, können wir gezielt beobachten und dokumentieren. Im besten Fall erkennen wir so, was wir verändern/verbessern und/oder wo wir fördern können. Hier ist auch eine kontinuierliche systematische Beobachtung wichtig, um über einen längeren Zeitraum Verbesserungen oder Verschlechterungen erkennen und fördern bzw. gegensteuern zu können.
Um möglichst urteilsfrei und offen beobachten zu können, reflektieren wir unsere Dokumentationen regelmäßig gegenseitig und besprechen diese. Wir wissen um bestimmte Beobachtungsfallen und versuchen diese durch regelmäßige Beobachtung Stück für Stück zu umgehen und uns täglich in wertfreier Beobachtung und Dokumentation zu üben.
Selbstverständlich dienen all diese Beobachtungen nur unserer Reflexion, für Gespräche mit den Eltern und für die jeweiligen Portfolios. Nur in absoluten Ausnahmen – wenn eine Kindeswohlgefährdung im Raum steht – werden diese an die Kindertagespflegebörse übermittelt.
Zusammenarbeit mit den Eltern
In der Blümchenwiese legen wir großen Wert auf einen respektvollen und vertrauensvollen Umgang mit den Eltern.
Bereits im Vorgespräch vermitteln wir den Eltern unser Konzept, unsere Werte und alle wichtigen Rahmenbedingungen, um für die Eltern möglichst transparent zu sein und festzustellen, ob wir in wichtigen Punkten übereinstimmen und einen Teil des Weges mit den Kindern gemeinsam gehen wollen.
In der Zusammenarbeit ist es uns wichtig, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, Toleranz und beiderseitiges Verständnis zu pflegen. Dabei führen wir oft einen Perspektivwechsel durch, um die Bedürfnisse und Entscheidungen der Eltern besser nachzuvollziehen und ihr Verhalten besser zu verstehen.
Generell versuchen wir alle Wünsche der Familie zu berücksichtigen, sofern diese nicht zu stark unseren Alltag oder die Gruppe stören, das Kindeswohl gefährden oder über unsere Grenzen gehen. So versuchen wir z.B. beim Thema Mittagsschlaf den Eltern entgegen zu kommen, wenn die Kinder nach einem zu langen Nickerchen abends nicht mehr in den Schlaf finden. Einen Einjährigen hingegen gar nicht hinzulegen ist für uns nicht akzeptabel! Auch aus organisatorischen Gründen nehmen wir alle Kinder erstmal mit in den Schlafraum (wir können ja keine Kinder über längere Zeit unbeaufsichtigt im Spielbereich lassen). Auch bei der Essensgestaltung sind wir flexibel und nehmen Rücksicht auf die Vorlieben und Allergien/Unverträglichkeiten der Kinder bzw. Ängste der Eltern. Wir beziehen die Eltern bei allen Veränderungen/Entscheidungen mit ein und halten kurz Rücksprache. Gleichzeitig wünschen wir uns das die Eltern sich an Absprachen halten und uns wichtige Informationen weitergeben (z.B. wenn sich für das Kind Lebenssituationen ändern).
So wächst im Laufe der Betreuung das Vertrauen und die Wünsche bzw. Ängste rücken immer mehr in den Hintergrund, weil wir gemeinsam immer mehr zur Erziehungspartnerschaft werden.
Dabei finden wir es – entgegen einiger Empfehlungen - gut, wenn wir uns duzen. Wir bilden zusammen eine Erziehungspartnerschaft und betreuen das Wichtigste im Leben der Eltern, da ist unserer persönlichen Meinung nach ein Siezen nicht angebracht. Wir versuchen eine gesunde Balance zwischen privat und beruflich zu finden, in der wir auf der einen Seite auch Menschen mit Familie, Problemen und eigenen Kindern (die auch in Randzeiten der Betreuung beiwohnen), auf der anderes Seite aber auch selbstständige Kindertagespflegepersonen sind, die sich im Arbeitsleben professionell verhalten und sich durch privates nicht angreifbar machen möchten.
Beim Vertragsabschluss regeln wir schon die allerwichtigsten Punkte. Dazu gehören die Schweigepflicht, Verhalten im Krankheitsfall, Bring- und Abholzeiten, eine ständige Erreichbarkeit in der Eingewöhnung und darüber hinaus eine Notfallnummer, so dass das Kind bei dringendem Bedarf umgehend abgeholt werden kann.
Danach machen wir bei den jeweiligen Familien einen Hausbesuch, um die häuslichen Gegebenheiten noch besser kennenzulernen und uns besser auf die Kinder/Eltern einstellen zu können. Die Eltern fertigen ein Ich-Buch des Kindes an, um von Anfang an das Gefühl zu bekommen, sie und ihre Kinder sind wichtig und ernstgenommen. Sie bekommen einen Willkommensbrief, in dem nochmal alles Wichtige zusammengefasst und auch die Problematik „Wann ist ein Kind krank und wann darf es in die Kita/Tagespflege“ detailliert aufgeführt ist. Außerdem bekommen die Eltern einen ersten Überblick über den Ablauf der Eingewöhnung.
Die Eltern bekommen Gelegenheit, an bestimmten Terminen noch vor der Eingewöhnung mit ihren Kindern in unsere Arbeit reinzuschnuppern, um unsere Abläufe und unsere Tagespflege kennenzulernen. Das soll den Eltern Sicherheit vermitteln in Hinblick auf die Eingewöhnung und die weitere Zusammenarbeit und eine erste Vertrauensbasis schaffen.
Während der Eingewöhnung begleiten uns die Eltern mindestens 3 Tage und solange wie es die Kinder/Eltern brauchen. Besonders diese Phase ist prägend für eine gute Vertrauensbasis und die Bildung von gegenseitigem Respekt und Verständnis, und wird dementsprechend von uns gestaltet. Wir wägen jeden Tag die Interessen von allen Beteiligten ab und suchen einen guten für alle zufrieden stellenden Weg die Kinder bei uns ankommen zu lassen. Manche Eltern gehen es dabei z.B. eher behutsam an, manche sind schon bei der Eingewöhnung unter Zeitdruck. Hier versuchen wir immer – unter Berücksichtigung des Kindeswohles – Lösungen zu finden für den Aufbau einer stabilen Bindung.
Im weiteren Betreuungsverlauf nutzen wir Tür- und Angelgespräche für kurze Informationen und Rückmeldungen was gut war am Tag. Wir haben eine Tafel im Eingangsbereich mit wichtigen Infos/Terminen, Speiseplan und wer was mitbringen muss. Bei uns bringen die Eltern außer den üblichen Verbrauchsmaterialien wie Windeln und Feuchttücher auch alle 5 Wochen Obst und Gemüse für die ganze Gruppe mit. Außerdem gibt es dort eine Pinwand mit Fotos und Einblicken in unseren Alltag, z.B. welche Projekte gerade anstehen und/oder welche Lieder wir singen. Zweimal im Jahr führen wir mit den Eltern ein Entwicklungsgespräch, um eine Einschätzung zu bekommen, wie die Eltern ihr Kind sehen und um auf Grundlage einer Entwicklungsschnecke ein Feedback zu geben, wo ihre Kinder gerade stehen. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Feste, um auch die ganze Familie der Kinder kennenzulernen und die Vernetzung der Familien untereinander zu fördern. Darüberhinaus stehen wir natürlich auch per Telefon bzw. Nachricht in Kontakt bei schnellen wichtigen Infos wie z.B. Krankheit.
Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung/Weiterbildung
Wir haben beide die Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson der Stadt Oberhausen absolviert. Seit dem besuchen wir jedes Jahr mindestens 10 Fortbildungsstunden zu den unterschiedlichsten Themen der Kindertagesbetreuung. Im Jahr 2023 haben wir zusätzlich den 1-jährigen Zertifikatskurs Inklusion absolviert und sind seitdem eine inklusiv arbeitende und betreuende Kindertagespflege.
Durch Vernetzung mit anderen Kindertagespflegepersonen – privat, online und stadtteilbezogen, z.b. bei Treffen des Sozialraumes oder Interessengemeinschaften – und den regelmäßigen Austausch erhalten wir Ideen und Anregungen für unsere alltägliche Arbeit.
Durch die Umsetzung neuer Angebote, regelmäßiger Selbst- und Gruppenreflexion, und den wechselnden Herausforderungen in unserer Kindertagespflege erhalten wir uns den Spaß und die Freude an der Arbeit und wirken einer „Hamsterrad-Routine“ entgegen.
Wir achten auf eine gute Work-Life-Balance, in dem wir uns gegenseitig vertreten und ergänzen, und achten auf uns selbst. Wir gehen mit offenen Augen durch unseren Arbeitstag und konzentrieren uns auf das Wesentliche: Die Kinder, ihre Stärken und ihre Interessen, und die Gruppe als Ganzes.
Kooperationen/Vernetzung/Zusammenarbeit mit dem Fachverband
Wir arbeiten in Kooperation mit der Kita St. Barbara, in der wir wöchentlich einen Turnraum besuchen und/oder das Außengelände nutzen dürfen. Die Kita-Leitung steht für Fragen immer zur Verfügung, und die Gruppenleitung der U3-Betreuungsgruppe legt großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit umliegenden Kindertagespflegen.
Alle 14 Tage besuchen wir einen großen Spiel- und Turnraum in der Verwaltung des Friedendorfes. Ebenfalls alle 14 Tage die Salzgrotte in Königshardt.
Die Frühförderung des Alsbachtals bietet kostenlose Bewegungsangebote an, die wir gegebenenfalls mit den Kindern besuchen können. In unserem Stadtteil sind wir privat, aber auch über Sozialraumtreffen und Interessengemeinschaften mit anderen Kindertagespflegepersonen vernetzt und können uns austauschen.
Wir stehen in engem Kontakt zur Kindertagespflegebörse und können jederzeit eventuelle Fragen mit unserer Fachberatung besprechen und uns zu Themen beraten. Über die Stadt Oberhausen stehen uns auch eine Vielzahl von kostenlosen Fortbildungen und Seminaren zur Verfügung.
Wir sind grundsätzlich für jede Zusammenarbeit offen. In Oberhausen gibt es Beratungsstellen, die bei Unsicherheiten in der Entwicklung hinzugezogen werden können und die Kinder auch in der Betreuungseinrichtung besuchen. Auch Förderungen wie Bewegungstherapie, Musikschulen, Logopäden sind in unserer Einrichtung herzlich willkommen.
Nichtbetreuungszeiten/Vertretung/Regelungen
In der Blümchenwiese ist die Vertretung selbstständig durch die Einstellung von Frau Brix geregelt. Frau Brix ist regelmäßig – mindestens einmal die Woche – in der Blümchenwiese und begleitet auch die Eingewöhnung, um direkt eine Bindung zu den Kindern aufzubauen. Sie begleitet Ausflüge und größere Bastelaktionen und übernimmt die Betreuung bei Terminen oder Krankheit. Darüberhinaus gehender Urlaub, der privat bedingt immer in den Ferien statt findet, wird spätestens Ende Oktober für das ganze nächste Jahr mit den Eltern besprochen. Sollten diese Zeiten einmal nicht passen, kann gegebenenfalls gemeinsam eine Lösung gefunden werden.
Alle Kinder werden bei uns regelmäßig zu Aktivitäten/Ausflügen in entsprechenden Kindersitzen mit dem Auto transportiert. Täglich sind wir mit unserem großen Kinderwagen und/oder zu Fuß im Straßenverkehr unterwegs. Wir gehen regelmäßig mit den Kindern einkaufen, in den benachbarten Kindergarten, auf den Spielplatz und noch vieles mehr.
Wir geben den Kindern grundsätzlich keine Medikamente – nur Notfallmedikamente, nach entsprechender Einweisung (falls gebraucht, z.B. bei bestimmten Allergien oder Epilepsie). Außerdem behalten wir uns vor, den Kindern bei kleineren Verletzungen ein Pflaster aufzukleben (pusten, trösten, Pflaster drauf).
Abschied/Übergang Kita
Sobald feststeht, welche Kinder im Sommer in den Kindergarten wechseln, wird dieses Thema in Gesprächen und Büchern aufgegriffen. Viele Kinder wechseln in den benachbarten Kindergarten, den wir einmal die Woche zum Turnen besuchen. Hier treffen wir oft „alte“ Kinder und es wird ein erster Kontakt zu den Erziehern hergestellt. Wechseln Kinder in einen anderen Kindergarten, besprechen wir das mit den Kindern: „Theo geht in diesen Kindergarten. Weißt Du in welchen Kindergarten Du gehst? Sieht Dein Kindergarten auch so aus?“. Wir besprechen wer die Blümchenwiese verlässt und wer neu hinzukommt. Für die neuen Kinder gibt es alle 14 Tage Schnupperstunden, in denen ein erster Kontakt zu den Tageskindern hergestellt wird. Oft sind auch Geschwisterkinder dabei die die Kinder von den Bring- und Abholsituationen schon kennen.
Kurz vor Ende der Betreuungszeit organisieren wir ein Sommerfest, zu dem alle Tageskinder mit ihren Familien eingeladen sind. Alle die gehen, die bleiben und die neu kommen. Wir mieten einen großen Grillplatz mit angrenzenden Spielplätzen und machen uns einen gemütlichen Nachmittag. Wir und die Familien unter sich lernen sich kennen und können uns/sich austauschen. Die Kinder, die in den Kindergarten gehen, bekommen ihr Portfolio überreicht und ein kleines Geschenk.
Oft ist im Nachhinein noch ein Kontakt vorhanden durch nachfolgende Geschwisterkinder. Ansonsten ist bei uns nach Rücksprache jedes Tageskind mit seinen Eltern herzlich willkommen, um uns zu besuchen und uns und den anderen Kindern von seinem Kindergarten zu erzählen.
Konzept - copyright © Nadine Redlich
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